Umstellung von Diesel- auf klima- und umweltfreundlichen Elektroantrieb

Ein großer Schritt in Richtung Klimaschutz: Umstellung eines 240 km langen Streckennetzes in der Pfalz von Diesel- auf elektrisch betriebene Züge

Nicht nur mehr Fahrkomfort, sondern auch klimafreundliche Mobilität auf den Bahnstrecken in der Süd- und Westpfalz – dank neuer Akku-Hybridzüge

Am 25.11.2021 erfolgte die Zuschlagserteilung für die SPNV-Ausschreibung des sogenannten „Pfalznetzes“. Im Rahmen dieses Verfahrens hat der ZÖPNV RLP Süd zusammen mit den Partnern im Saarland und Baden-Württemberg in zwei Losen die Betriebsleistungen auf zahlreichen west- und südpfälzischen Bahnstreckeneuropaweitausgeschrieben.

Beide Lose werden auch künftig von der DB Regio AG betrieben. Im Mittelpunkt der Ausschreibung stand dabei das Thema „Klimaschutz“. Denn alle Strecken im Los 1 werden schrittweise ab Dezember 2025 von Diesel- auf Elektrozüge umgestellt. Ab diesem Zeitpunkt werden der Regionalexpress und die Regionalbahn zwischen Neustadt/Weinstr., Landau und Karlsruhe sowie die Regionalverbindung zwischen Saarbrücken, Zweibrücken und Pirmasens mit den neuen Fahrzeugen ausgestattet. Alle übrigen Strecken folgen dann zum Dezember 2026.

Die neuen Elektrofahrzeuge überwinden Streckenabschnitte ohne Oberleitung mittels Batterien und beziehen bei einer vorhandenen Streckenelektrifizierung ihre Energie mittels Stromabnehmer aus dem Fahrdraht. Damit können jährlich bis zu 5 Millionen Liter Dieselkraftstoff eingespart werden. Zudem führt der Wechsel der Antriebstechnologie laut einer Untersuchung der TU Dresden im Jahr 2019 für den ZÖPNV RLP Süd schon auf Basis des damaligen Strommixes zu einer CO2-Reduktion von 64 %. Kann der Anteil erneuerbarer Energien künftig weiter gesteigert werden, ist nahezu eine Klimaneutralität möglich. Daher wird der ZÖPNV RLP Süd die Vorgabe machen, dieses Netz ab Dezember 2025 ausschließlich mit elektrischer Energie aus erneuerbaren Quellen zu betreiben.

Zum Einsatz werden 44 sogenannte BEMU- Züge (Akku- und Oberleitungshybridfahrzeuge) der Firma Stadler kommen. Diese Fahrzeuge sind auf dem neuesten Stand der Technik in punkto Komfort und bieten u.a. WLAN sowie eine Fahrgastinformation im Zug in Echtzeit. Ein ebenerdiger Ein- und Ausstieg an den Stationen mit einer Bahnsteighöhe von 55 cm und eine automatische Spaltüberbrückung erleichtern den Reisenden die Fahrt.

Gegenüber den heute eingesetzten Dieselfahrzeugen werden zudem zusätzlich ca. 30 bis 60 Sitzplätze mehr pro Fahrzeug zur Verfügung stehen, um auf den allgemein erwarteten Fahrgastzuwachs der Zukunft vorbereitet zu sein. Das heutige Fahrplanangebot wird im Wesentlichen beibehalten und in Einzellagen verbessert werden. Der neue Verkehrsvertrag wird eine Laufzeit von Dezember 2025 bis Dezember 2040 haben.

Umsetzung erfolgt schrittweise

Um die schrittweise Inbetriebnahme der neuen Fahrzeuge abzusichern, wird ein Interimsvertrag mit der DB Regio AG abgeschlossen. Sollte es daher bei der Realisierung der erforderlichen Ladestruktur oder bei der Fahrzeugproduktion der Akkuzüge zu Verzögerungen kommen, können die Aufgabenträger eine Option zum Weiterbetrieb einzelner Strecken mit Dieselfahrzeugen ziehen.

Neuland für den ZÖPNV Süd

Mit dem Einsatz dieser neuen Fahrzeugtechnologie beschreitet der ZÖPNV RLP Süd Neuland. Als eines der größten Projekte dieser Art in der Bundesrepublik wird ein Streckennetz von ca. 240 km in Rheinland-Pfalz von Diesel- auf Elektro-Traktion umgestellt. Hinzu kommt noch die Strecke Dillingen – Niedaltdorf im Saarland, die ebenfalls von Diesel- auf elektrische Fahrzeuge umgestellt werden wird.

Eine besondere Herausforderung wird in diesem Zusammenhang der Bau der erforderlichen Ladeinfrastruktur für die neuen Züge sein, damit deren Batterien möglichst schnell wieder aufgeladen werden können. Insgesamt werden fünf sogenannte Oberleitungsinselanlagen errichtet.

 

Neben den fünf Oberleitungsinselanlagen werden zudem zwei kurze Streckenabschnitte elektrifiziert, nämlich zwischen Einöd und Zweibrücken (im Zuge der Reaktivierung der Schienenstrecke Homburg – Zweibrücken) sowie zwischen Pirmasens Nord und dem Fehrbacher Tunnel, kurz vor dem Pirmasenser Hauptbahnhof, da dieser Streckenabschnitt mit ca. 3 % Steigung für Eisenbahnverhältnisse sehr steil ist.

Weitere Infos finden Sie unter: www.akkuzug-pfalznetz.de.

 

Verbesserungen im Alsenztal

Im Los 2, das die Alsenztal-, Wieslauterbahn und Zellertalbahn umfasst, kommen ab Sommer 2024 schrittweise re-designete Dieseltriebwagen der Baureihe 642 zum Einsatz. Diese werden sowohl innen als auch außen einem Redesign unterzogen und an moderne Standards hinsichtlich des Fahrgastkomforts angepasst. So wird es beispielsweise eine verbesserte Fahrgastinformation auf Basis von Echtzeitdaten ebenso wie WLAN und Steckdosen in den Fahrzeugen geben. Das Re-Design dieser Züge wird vsl. im Sommer 2025 abgeschlossen sein.

Die Aufteilung des Vergabeverfahrens Pfalznetz in zwei Lose hatte einen planerischen Hintergrund. So soll die Alsenztalbahn zwischen Kaiserslautern, Bad Kreuznach und Bingen Mitte 2037 zusammen mit anderen Strecken entlang der Nahe und in Rheinhessen als neues Netz ausgeschrieben werden. Somit können dann durch Flügeln und Kuppeln von Zügen in Bad Münster am Stein umsteigefreie Verbindungen zwischen Kaiserslautern und Frankfurt ermöglicht werden. Um bereits jetzt deutliche Verbesserungen für die Kunden zu erzielen, ist ab Dezember 2023 eine deutliche Erhöhung der Direktverbindungen von Kaiserslautern nach Mainz von heute zwei auf neun umsteigefreie Verbindungen von Montag bis Freitag vorgesehen.